Die Pandemie ist vorbei – ist sie das?

In meiner nahezu 55-jährigen aktiven wissenschaftlichen Laufbahn bin ich weder national noch international mit so vielen Experten konfrontiert worden wie in der Corona-Pandemie. Fassungslos bin ich als wissenschaftlich orientierter und wahrheitssuchender Mensch einer derart unterschiedlichen Interpretation wie der Dimension dieser Pandemie gegenübergestanden. Bis heute reichten die Stellungnahmen von der Ansicht, dies sei eine völlig harmlose Infektion, bis hin zu einer dramatischen Pandemie, wie sie seinerzeit in Form der Spanischen Grippe abgelaufen ist. Ergänzt wird diese Betrommelung von Aussagen und Stellungnahmen durch die sozialen Medien. Ich bedauere alle Menschen, die gegenüber dieser Meldungsflut hilflos sind und daher in Angst und Isolation fliehen. Wann gibt es endlich Gesetze, die diesen Pseudoexperten mit gerichtlichen Folgen das Handwerk legen? Wieder einmal ist eine Pseudoallianz aller Medien mit solchen Psychopathen entstanden – im Kampf um die mediale Top-Präsenz, und die sachlich/fachliche Information blieb natürlich damit auf der Strecke.

Shorty: Hurra wir wachsen wieder

Shorties sind persönliche Stellungnahmen von Helmut Detter basierend auf allgemein zugänglichen Medieninformationen. Sie basieren auf der jahrzehntelangen Nähe des Autors zum politischen Umfeld. Selbstverständlich handelt es sich um eine persönliche Interpretation, so dass natürlich generell die Unschuldsvermutung gilt.

Corona-Pandemie war gestern, Rückkehr zur Normalität – wie immer dies interpretiert wird –, ist angesagt. Auf Österreich bezogen ist nunmehr das Pandemie-Thema zu einem Wahlkampfthema im Krieg der türkisen Regierungsriege gegen die letzte sozialdemokratische Bastion Österreichs, der Stadt Wien, geworden.

Derzeit ist General Nehammer (formal auch Innenminister) an der „Pandemie-Front“, die derzeit zwischen Wien und Niederösterreich verläuft. Ein Hotspot ist das Postverteilungszentrum Hagenbrunn (siehe NÖ-Kurier), ein entdeckter Infektions-Cluster (86 positive Fälle, 19 Niederösterreicher, 66 Wiener, 1 Ungar). Der Kampf wird noch nicht mit Waffen, sondern derzeit nur mit der Fragestellung ausgetragen, von wo der sogenannte „Infizierte Null-Patient“ herkommt, vom schwarzen Niederösterreich oder vom roten Wien. Das ist Österreich wie es leibt und lebt – statt die Verursacher und ihr näheres gefährdetes Umfeld zu finden und zu analysieren, begibt man sich in den sogenannten „Wahlkampfmodus“.

Auch die Ökonomen kriechen aus ihren Löchern und lösen langsam die medial omnipräsenten Virologen ab. Auch hier zeichnet sich bereits eine hohe Bandbreite ab, was die Abschätzung des wirtschaftlichen Schadens der Quarantäne betrifft. Ein wahrhaft toller Beitrag stammt von einer Ökonomengruppe in Deutschland (ARD-Nachrichten), die einfach verständlich und ohne weitere Detailerläuterung folgendes festgestellt hat:

  • für 2020 wird ein BIP Einbruch von -7,5 % erwartet
  • für 2021 wird ein BIP Anstieg von +7,5 % erwartet

Damit ist jeder Schaden beseitigt und es geht in der Wirtschaft so weiter, wie dies bisher der Fall war.

Dieses Beispiel lässt bereits erahnen, dass die Bandbreite der Größe des wirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Schadens durch die Quarantäne-Politik, wie sie die meisten Staaten verfolgt haben, immens groß sein dürfte und somit der interessierte Leser mit einer Bandbreite von minimal einem Jahr bis zu vielen Jahren bis zur Wiederherstellung einer stabilen wirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Situation konfrontiert ist. Womit eine gleiche Situation entstehen wird, wie wir alle das bereits bei der Meinungsvielfalt der Virologen erlebt haben.

Hier drängt sich der Vergleich mit der Papstwahl auf, bei der Kardinäle so lange eingesperrt werden, bis sie sich auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Diese Methode sollte man bei Experten auch anwenden und nicht darauf vergessen, sie auch zumindest ethisch in die Mitverantwortung ihrer Empfehlung an die Politik einzubinden. Nach wie vor wird es jedoch dabei bleiben, dass schlussendlich die Politik eine Entscheidung treffen muss und aus der Hauptverantwortung ihrer Entscheidung nicht entbunden werden kann.

Auch die Politik – und insbesondere die neoliberale Politik, wie sie in Österreich vorherrscht – hat offenbar erkannt, wer das System Österreich am Leben und am Laufen hält: Es sind die „kleinen Leute“, die das tun. Das hat dazu geführt, dass in der Regierungsriege eine überbordende Belobigungsaktivität ausgebrochen ist Dieser Regierung war offensichtlich bisher nicht bekannt, welche Leistungen diese Bevölkerungsgruppe seit vielen Jahrzehnten – insbesondere zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur – erbracht hat.

Sehr wohl hat sich Bundeskanzler Kurz und seine türkise Mannschaft permanent mit der Frage beschäftigt, wie weit kann man die Gehälter dieser Gruppe kürzen und parallel dazu laufend höhere Leistungsbereitschaft fordern. Dies ist politisch interpretiert ein Weg, eine immer größer werdende Bevölkerungsgruppe in das Prekariat überzuführen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass, wie viele Fernsehberichte zeigen, die Politik begonnen hat, bezogen auf den Wiederaufbau der Wirtschaft den Begriff „neue Normalität“ ins Spiel zu bringen. Allerdings ohne zu erklären, was darunter zu verstehen ist. Was die global vernetzte Wirtschaft und multinationalen Konzerne wollen, ist klar: die beschleunigte Rückkehr zur vergangenheitlichen Normalität – am besten natürlich mit entsprechender Staatsfinanzierung, die letztlich die Steuerzahler erst wertschöpfend zu erarbeiten haben.

Wohin diese alte Normalität führt, zeigt schlagwortartig das Bild. Zur alten Normalität zurückzukehren bedeutet also, dass man wieder auf die alten und nach wie vor nicht gelösten Probleme trifft, die natürlich weiterhin vorhanden sind.

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